Sunday, August 9, 2020

Eine Bootsfahrt zwischen Slapstick und Melancholie

 

 

Ob Jerome K. Jerome auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, dass aus dem kleinen Reiseführer "Drei Mann in einem Boot", den er über sein liebstes Ausflugsziel, die Themse, schreiben wollte, ein millionenfacher Beststeller und ein Klassiker der humoristischen Literatur werden würde?

Wohl eher nicht. Die Komik gewann vermutlich beim Schreiben irgendwann die Oberhand – und der Autor ließ ihr zum Glück freien Lauf. Die Handlung seines Reiseromans ist von vollendeter Schlichtheit: Drei Freunde schippern knapp zwei Wochen lang auf der Themse von London bis Oxford. Ein Foxterrier mit dem ehrwürdigen Namen Montmorency begleitet sie. Irgendetwas Spektakuläres findet eigentlich nicht statt, und trotzdem ist das Buch von der ersten bis zur letzten Seite äußerst unterhaltsam.

Es sind die Tücken des Alltags, die Jerome K. Jerome unter die Lupe nimmt, und da gibt es auch über 100 Jahre später erstaunliche Kontinuitäten: Beim Picknick einen Dosenöffner zu vergessen, ist auf jeden Fall immer noch ähnlich frustrierend wie damals. Wie Jerome dann aber aus diesen alltäglichen Missgeschicken philosophische Schlüsse über die menschliche Existenz zieht, ist nicht nur unterhaltsam, sondern schlicht genial.