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Erskine Childers schrieb 1903 "Das Rätsel der Sandbank". Das Segler-Kultbuch schildert packend die Rüstungsanstrengungen des Kaiserreichs an der ostfriesischen Küste – elf Jahre vor Beginn des Ersten Weltkriegs.
Der inzwischen mehrmals verfilmte Klassiker gehörte zur Pflichtlektüre des britischen Geheimdienstes und gibt Einblicke in die Denkweise jener Zeit. Er spielt im ostfriesischen Wattenmeer. Der Originaltitel lautet "Riddles of the Sands" und ist das einzige Werk des Autors. Gleichwohl hat Childers damit ein Stück Literaturgeschichte geschaffen, gilt der Roman doch als erster Spionagethriller überhaupt.
Der passionierte Segler Arthur Davies bereist im Spätsommer des Jahres 1902 mit einem kleinen Segelboot "Dulcibella" die Ostfriesischen Inseln. Er wird begleitet von seinem Freund Carruthers. In dem Roman wird ein Krieg des Deutschen Reichs mit dem britischen Empire vorhergesagt. Die beiden Engländer halten eine Invasion der Kaiserlichen Marine an der britischen Ostküste für wahrscheinlich.
Das Buch ist so realitätsnah, dass die britische Admiralität Flottenstützpunkte in Scapa Flow, Invergordon und am Firth of Forth aufstellt, wie der spätere Premierminister Winston Churchill schreibt.
Davies und Carruthers kartieren das Wattenmeer und werden dabei von der deutschen Spionageabwehr beobachtet. Als sie die Aufpasser abschütteln wollen, gelingt ihnen das Husarenstück, mit ihrer "Dulcibella" innerhalb einer Tide von Norderney nach Wangerooge zu segeln. "Den ganzen Nachmittag bis zur Dunkelheit erkunden wir die Harle, ein Loch zwischen Wangerooge und Spiekeroog; schwere Brandung draußen auf den Bänken . . . die beiden Inseln sind gräßlich öde . . . und der große Kirchturm an der Nordseite von Wangerooge steht tatsächlich im Wasser...", notiert Davies im Logbuch.
Die Engländer machen Bekanntschaft mit dem zwielichtigen Schweden Dollmann und seiner reizenden Tochter Clara. Sie tafeln mit dem Kommandanten des deutschen Kanonenbootes "Blitz", Fregattenkapitän von Brüning, auf Norderney und nötigen ihm mit ausgezeichneter Seemannschaft seinen Respekt ab.
Die englische Verfilmung
Childers will am Vorabend des Ersten Weltkriegs vor der Gefahr einer deutschen Invasion warnen. Seine Romanfiguren erkunden verdeckt in Bensersiel und auf Memmert geheimnisvolle Manöver und kommen zu dem Schluss, dass die Deutschen allein aus den sieben Sielen zwischen Jade und Ems Truppentransporter für eine Invasion in Marsch setzen könnten. Die im Roman aufgestellten Theorien finden in der Admiralität ihrer Majestät starke Beachtung.
Zwei britische Marineoffiziere werden von "Riddles of the Sands" so stark inspiriert, dass sie 1910 deutsche Militärstützpunkte auf Wangerooge, Borkum und Helgoland ausspionieren und sich am Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal) umsehen. Wie in der Romanvorlage sind sie mit einem Segelboot unterwegs, werden festgesetzt und vom Reichsgericht in Leipzig zu vier Jahren Festungshaft verurteilt. 1913 vom Kaiser begnadigt, nehmen sie wieder den Dienst in der Royal Navy auf.