Saturday, August 27, 2022

Ja, so war es früher

 

 

Wir spielten in den Trümmern, trugen Lederhosen, aßen Hasenbrote, trunken Muckefuck, und wenn wir 'mal Besorgungen für die Nachbarin machten und die uns zehn Pfennig gab, dann kauften wir uns einen Negerkuss oder zehn HARIBO-Teddibären. Zuhause gab es Schmalzbrote (mag ich immer noch!) und zur Belohnung manchmal ein Zuckerbrot.

 

 

Und diese Schule von den 60er Jahren war viel schöner als die Volksschule in der ich in 1952 eingeschult wurde. Wir hatten noch Schulbänke zum Aufklappen und mit Tintenfässern und waren so um fünfzig Schüler in einer Klasse und die Eltern waren nie dabei. Anstelle eines Ranzens hatte ich eine alte Aktentasche meines Vaters die fast so groß war wie ich.

 

 

Dokumentation über das Schicksal der Stadt Braunschweig während und am Ende des 2. Weltkrieges.

Während des Krieges war Braunschweig ein bedeutendes Rüstungszentrum. 50 Luftangriffe gingen auf die Stadt und ihre Bevölkerung nieder wobei 90 % der Innenstadt zerstört wurden. Der Gesamtzerstörungsgrad der Stadt betrug 42%. Der verheerendste Bombenangriff fand am 15. Oktober 1944 statt, bei dem 233 Lancaster-Bomber der No. 5 Bomber Group Royal Air Force (RAF) durch den Abwurf von etwa 200.000 Phosphor-, Brand- und Sprengbomben einen 2½ Tage wütenden Feuersturm entfachten. Über 1.000 Menschen kamen bei diesem Angriff ums Leben. Während des gesamten Krieges fanden etwa 3.500 Menschen durch Bombenangriffe den Tod, wobei fast die Hälfte der Toten Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge waren. Die Kapitulationserklärung der Stadt Braunschweig wurde am Donnerstag, den 12. April 1945 um 2:59 Uhr unterzeichnet, woraufhin amerikanische Truppen kampflos die schwer zerstörte Stadt besetzten. Die alliierte Militärregierung bezog das Veltheimsche Haus auf dem Burgplatz. Am 5. Juni 1945 wurde die amerikanische Besatzung durch britische Truppen abgelöst. Die Trümmerräumung dauerte 17 Jahre, bis sie 1963 offiziell für beendet erklärt wurde.

 

Tuesday, August 23, 2022

Früher war alles besser! Oder?

 

 

"Früher war alles besser!" Es gab Vollbeschäftigung, weniger Leistungsdruck, alles war billiger und die Dinge hatten mehr Beständigkeit. Oder reden wir uns die Vergangenheit etwa nur schön?

Vom Wirtschaftswunder bis zu den 68ern, vom Nierentisch bis zur Schlaghose: Die Dokumentation nimmt die 50er und 60er Jahre unter die Lupe und befragt prominente Zeitzeugen und Experten: Was war früher besser? Was ist Nostalgie und was macht sie mit uns?

Jedes Jahrzehnt hat bahnbrechende Veränderungen mit sich gebracht. Technische Errungenschaften, aber auch sozialen und politischen Wandel. Was hat das für unseren Alltag bedeutet? Wie war unsere Kindheit in den fünfziger Jahren im Vergleich zu heute? War die Jugend in den Sechzigern rebellischer?

Nostalgische Schwärmerei?

Jede Generation verbindet mit ihrer Jugend ein bestimmtes Lebensgefühl, eng verknüpft mit Mode, Musik und politischen Meilensteinen jener Zeit. Wenn wir uns daran erinnern, verfallen wir gerne in nostalgische Schwärmerei. Hängen bleibt vor allem das Positive. Erinnerungen geben uns ein warmes, geborgenes Gefühl und gleichzeitig den bittersüßen Beigeschmack, dass Vergangenes nun mal unwiederbringlich verloren ist.

Prominente Zeitzeugen wie Karl Dall, Wolfgang Lippert, Winfried Glatzeder und Marie-Luise Marjan öffnen für uns ihre privaten Fotoalben und geben Einblick in ihr eigenes "Früher". Nostalgie hebt die Stimmung, dämpft das Gefühl von Einsamkeit, vertreibt Ängste - das belegen Studien. Wir haben Menschen getroffen, die sich nicht damit abfinden wollen, dass die "gute alte Zeit" vorbei ist. Sie holen sich dieses Lebensgefühl in die Gegenwart und lassen den Zeitgeist vergangener Tage wieder aufleben - durch ihre Wohnungseinrichtung, ihre Musik oder durch das Sammeln von Erinnerungsstücken.

Bei mir gab es ein "Früher" vor 1965 und das war im (k)alten Deutschland und das war alles Scheiße; und dann gab es ein "Später" nach 1965 und das war in Australien und das war voller Fröhlichkeit und Sonnenschein.

"Früher war nicht besser!" für mich.

 

Monday, August 22, 2022

Meine Kinderverschickung

 

 

Mindestens drei Millionen Kinder und Jugendliche wurden ab der 1950er-Jahre zum Zwecke der Gesundheitshilfe in Kinderheime an der See oder in den Bergen verschickt. Diese Kinder und Jugendlichen waren entweder zu dünn (die meisten), zu dick (kaum jemand) oder sie kränkelten. Die Eltern waren der festen Überzeugung, es würde ihnen gut gehen auf dieser "Kur". Heute weiß man: Für sehr viele Verschickungskinder war der Aufenthalt ein Martyrium, das bis in die Gegenwart nachgewirkt hat.

Als unterernährtes und armes Nachkriegskind aus einem zerbrochenen Elternhaus schickte mich der Schularzt auch einmal zum "Auffüttern" in ein sogenanntes "Erholungsheim" auf der ostfriesischen Insel Langeoog - natürlich im Winter wenn niemand anders dort hin wollte! Obwohl meine Erinnerungen nicht positiv sind, überlasse ich es anderen zu urteilen ob sich diese Kinderverschickung bei mir zum Nachteil ausgewirkt hat.

 

 

Langeoog im Winter war nicht viel besser als Braunschweig, bloss mit Wasser rings herum. Bei der Ankunft wurden wir auf die Waage gestellt. Anscheinend wurde der Heimleiter "Onkel Max" für jedes Pfund extra bezahlt denn wir wurden wie Schlachtvieh regelmässig wiedergewogen.

Ich war damals noch ganz klein und machte manchmal noch das Bett nass. Das hatte man dem "Erholungsheim" noch vor der Ankunft mitgeteilt und somit kam schon am ersten Abend die "Schwester" in den Schlafsaal und zog im Beisein all der anderen Kinder ein Gummilaken auf mein Bett.

Für die nächsten paar Wochen war ich nicht nur dem Hänseln der anderen Kinder ausgesetzt, sondern versuchte auch so lange wie möglich wach zu bleiben um zu vermeiden daß ich einschlief und im Schlaf das Bett nässte.

Dennoch passierte es mehrere Male, insbesondere als einige der Kinder ganz früh am Morgen nachdem ich endlich eingeschlafen war, meine Hand in einen mit Wasser gefüllten Eimer hängten und es dann plötzlich losging.

Das war aber nur der Anfang denn ich musste dann während der ganzen Frühstückszeit in der Ecke stehen und konnte erst essen nachdem all die anderen fertig waren. Das war eine meiner schlimmsten Erniedrigungen!

Habe ich mich darüber beklagt? Dafür war ich viel zu klein! Jetzt fand ich jedoch diese Dokumentation ouf YouTube die mir zeigte was für ein großes profitierendes Geschäft diese "Erholungsheime" waren und wie es vielen anderen Kindern ebenso oder sogar noch schlimmer ergangen ist.

Allerdings will ich gar nichts wissen von der heute so üblichen Nabelschau und dem Psychogeschwätz in dem sich jetzt jeder als Opfer betrachtet für alles das ihm je in seinem Leben passiert ist. Da gibt es jetzt sogar eine Bewegung die nennt sich "Verschickungsheime - Das Vergessene Trauma".

Dieses "vergessene Trauma" sollte auch lieber vergessen bleiben denn ich habe schon immer mein Leben nach Friedrich Nietzsches Motto gelebt: "Was mich nicht umbringt, macht mich stärker."

 

 

Saturday, August 20, 2022

Mein Segler-Kultbuch

 


Die 10-teilige Serie kann man auch auf YouTube sehen: drücke hier

 

Erskine Childers schrieb 1903 "Das Rätsel der Sandbank". Das Segler-Kultbuch schildert packend die Rüstungsanstrengungen des Kaiserreichs an der ostfriesischen Küste – elf Jahre vor Beginn des Ersten Weltkriegs.

Der inzwischen mehrmals verfilmte Klassiker gehörte zur Pflichtlektüre des britischen Geheimdienstes und gibt Einblicke in die Denkweise jener Zeit. Er spielt im ostfriesischen Wattenmeer. Der Originaltitel lautet "Riddles of the Sands" und ist das einzige Werk des Autors. Gleichwohl hat Childers damit ein Stück Literaturgeschichte geschaffen, gilt der Roman doch als erster Spionagethriller überhaupt.

 

Das online Hörspiel

 

Der passionierte Segler Arthur Davies bereist im Spätsommer des Jahres 1902 mit einem kleinen Segelboot "Dulcibella" die Ostfriesischen Inseln. Er wird begleitet von seinem Freund Carruthers. In dem Roman wird ein Krieg des Deutschen Reichs mit dem britischen Empire vorhergesagt. Die beiden Engländer halten eine Invasion der Kaiserlichen Marine an der britischen Ostküste für wahrscheinlich.

Das Buch ist so realitätsnah, dass die britische Admiralität Flottenstützpunkte in Scapa Flow, Invergordon und am Firth of Forth aufstellt, wie der spätere Premierminister Winston Churchill schreibt.

 

Das online Buch

 

Davies und Carruthers kartieren das Wattenmeer und werden dabei von der deutschen Spionageabwehr beobachtet. Als sie die Aufpasser abschütteln wollen, gelingt ihnen das Husarenstück, mit ihrer "Dulcibella" innerhalb einer Tide von Norderney nach Wangerooge zu segeln. "Den ganzen Nachmittag bis zur Dunkelheit erkunden wir die Harle, ein Loch zwischen Wangerooge und Spiekeroog; schwere Brandung draußen auf den Bänken . . . die beiden Inseln sind gräßlich öde . . . und der große Kirchturm an der Nordseite von Wangerooge steht tatsächlich im Wasser...", notiert Davies im Logbuch.

Die Engländer machen Bekanntschaft mit dem zwielichtigen Schweden Dollmann und seiner reizenden Tochter Clara. Sie tafeln mit dem Kommandanten des deutschen Kanonenbootes "Blitz", Fregattenkapitän von Brüning, auf Norderney und nötigen ihm mit ausgezeichneter Seemannschaft seinen Respekt ab.

 


Die englische Verfilmung

 

Childers will am Vorabend des Ersten Weltkriegs vor der Gefahr einer deutschen Invasion warnen. Seine Romanfiguren erkunden verdeckt in Bensersiel und auf Memmert geheimnisvolle Manöver und kommen zu dem Schluss, dass die Deutschen allein aus den sieben Sielen zwischen Jade und Ems Truppentransporter für eine Invasion in Marsch setzen könnten. Die im Roman aufgestellten Theorien finden in der Admiralität ihrer Majestät starke Beachtung.

Zwei britische Marineoffiziere werden von "Riddles of the Sands" so stark inspiriert, dass sie 1910 deutsche Militärstützpunkte auf Wangerooge, Borkum und Helgoland ausspionieren und sich am Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal) umsehen. Wie in der Romanvorlage sind sie mit einem Segelboot unterwegs, werden festgesetzt und vom Reichsgericht in Leipzig zu vier Jahren Festungshaft verurteilt. 1913 vom Kaiser begnadigt, nehmen sie wieder den Dienst in der Royal Navy auf.

 

 

Sunday, August 14, 2022

The salt of the earth

 

John and Elizabeth at their wedding in 1965

 

After my return to Australia in 1985, I tried to settle back into beachside suburbia at Cape Pallarenda just north of Townsville but the old magic of just walking back in and picking up from where I had left off had deserted me.

I eventually landed a job large enough for my ambitions in far-away Sydney, but not before I had made friends with two Townsville locals, Elizabeth and John, who at the time were the heart and soul of the budding German Club. I spent many happy hours at their crowded home in Railway Estate, with Elizabeth trying to encourage me to stay in town because, as she put it, "something always turns up".

Which was pretty much how she viewed the world because for her something - or someone - always turned up, just as twenty years earlier a young migrant from Austria on a round-Australia-trip had ridden his motorbike into Home Hill, a small place a hundred kilometres south of Townsville, and swept her off her feet. Not that everything went exactly to plan because, as she once wistfully remarked, "I married a migrant in the hope of seeing the world and got as far as Townsville".

 

Populate or perish: the Gamauf family sometime in the early 80s

 

That migrant was her husband John who'd come out, just like me but eight years earlier and slightly older, as an 'assisted migrant' from his native Salzburg aboard the TOSCANA. Whether six children had been part of his plan is unknown but it certainly fitted in with Immigration Minister Arthur Calwell's post-WWII rallying cry of 'populate or perish'.

I stayed in touch with Elizabeth and John, and briefly enjoyed their Austro-Australian hospitality again during a short visit in 1999, but, sadly, they have both since passed away, Elizabeth far too soon, aged 57, on 14 August 2004, and John on 16 September 2015, aged 79.

Thanks to them and their six children and many more grandchildren, Australia is not likely to perish, and nor am I likely to forget them. They were the salt of the earth with hearts of gold. May they rest in peace!

 

Thursday, August 11, 2022

An meinen besten Freund Noel

 

 

Lass nun ruhig los das Ruder
Dein Schiff kennt den Kurs allein
Du bist sicher Schlafes Bruder
Wird ein guter Lotse sein

Lass nun Zirkel, Log und Lot
Getrost aus den müden Händen
Aller Kummer, alle Not
Alle Schmerzen enden

Es ist tröstlich einzusehen
Dass nach der bemessenen Frist
Abschiednehmen und Vergehen
Auch ein Teil des Lebens ist

Und der Wind wird weiter wehen
Und es dreht der Kreis des Lebens
Und das Gras wird neu entstehen
Und nichts ist vergebens

Es kommt nicht der grimme Schnitter
Es kommt nicht ein Feind
Es kommt, scheint sein Kelch auch bitter
Ein Freund der's gut mit uns meint

Heimkehren in den guten Hafen
Über spiegelglattes Meer
Nicht mehr kämpfen, ruhig schlafen
Nun ist Frieden ringsumher

Und das Dunkel weicht dem Licht
Mag es noch so finster scheinen
Nein, hadern dürfen wir nicht
Doch wir dürfen weinen

 

 

Saturday, August 6, 2022

Die deutsche Karen Blixen

 

www.archive.org

 

Karen Blixens Buch "Out of Africa" wurde berühmt und der folgende Film machte es noch berühmter. Leider ist fast gar nichts mehr bekannt über Margarethe von Eckenbrecher und ihrem Buch "Was Afrika mir gab und nahm: Erlebnisse einer deutschen Ansiedlerfrau in Südwestafrica", welches schon dreißig Jahre vor Karen Blixens Buch in 1907 erschien.

Margarethe von Eckenbrecher (geb. Hopfer) war mit Heinrich Themistokles II. von Eckenbrecher (1876-1935) verheiratet, der als Angehöriger der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika Anspruch auf den Kauf von Farmland hatte. Das Ehepaar baute 1902 die Farm Okombahe auf; ihr erster Sohn wurde dort kurz nach der Ankunft geboren. Nach dem Herero-Aufstand kehrten beide 1904 zurück nach Deutschland. 1909 versuchten von Eckenbrechers vergeblich einen Neuanfang in Deutsch-Ostafrika.

Margarethe von Eckenbrecher arbeitete in Deutschland kurze Zeit als Lehrerin, trennte sich von ihrem Mann und kehrt 1914 allein mit zwei Söhnen zurück ins südliche Afrika. Die Eroberung der deutschen Kolonie durch Südafrika 1915, die anschließende Militärverwaltung und das Völkerbundmandat erlebte sie in Windhuk mit. Margarethe von Eckenbrecher arbeitete in Windhuk bis 1935 als Lehrerin.

1907 erschien die erste Auflage ihrer Erinnerungen "Was Afrika mir gab und nahm - Erlebnisse einer deutschen Ansiedlerfrau in Südwestafrika". Das Buch beschreibt u. a. ihre Zeit zwischen 1902 und 1904 und gilt heute als beispielhaftes biografisches Dokument für die Rolle deutscher Frauen während des Kolonialismus. Die überarbeitete 8. Auflage von 1940 ist um fast 100 Seiten erweitert und nicht mehr in Fraktur gedruckt. Bei Nabu Press erschien ein Reprint, vermutlich der älteren, kürzeren Auflage.

Die Autorin schildert u. a. den Aufbau des Farmhauses mit einfachsten Mitteln und äußert sich ausführlich über das Zusammenleben mit verschiedenen schwarzen Völkern, den Ovambo, Herero, Nama, Damara und den Buschleuten. Besonders interessiert daran war von Eckenbrecher, ob und welche religiösen Werte in diesen afrikanischen Kulturen vermittelt werden. Gegenüber der christlichen Missionierung Afrikas vertritt sie aufgrund ihrer Einschätzung der Kulturen einen skeptischen Standpunkt. Neben der Schilderung ihres ungewöhnlichen Lebensweges, der sich vom Leben der Farmerfrauen stark unterschied, berichtet die Autorin u. a. über den Ausbruch der spanischen Grippe im südlichen Afrika im Jahr 1918.

Es ist schade daß dieses historisch wichtige Buch nicht besser bekannt ist.