Sunday, December 12, 2021

Ein Adventgedicht

 

Es Blaut Die Nacht
Die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leise niedersinken
Auf Edeltännleins grünem Wipfel häuft sich ein kleiner weißer Zipfel

Und Dort
Vom Fenster her durchbricht den dunklen Tann' ein warmes Licht
Im Forsthaus
Kniet bei Kerzenschimmer die Försterin im Herrenzimmer
In dieser wunderschönen Nacht hat sie den Förster umgebracht

Er war Ihr Bei der Heimespflege
Seit langer Zeit schon sehr im Wege
So kam sie mit sich überein Am Nicklausabend muß es sein

Und als
Das Rehlein ging zur Ruh', das Häslein tat die Augen zu
Erlegte sie - direkt von vorn'- den Gatten über Kimm' und Korn
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase zwei-, drei-, viermal
Die Schnuppernase
Und Ruhet weiter
Süß im Dunkeln
Derweil die Sternlein traulich funkeln

Und in der guten Stube drinnen, da läuft des Försters Blut von hinnen
Nun muß die Försterin sich eilen, den Gatten sauber zu zerteilen
Schnell hat sie bis auf die Knochen nach Waidmanns Sitte aufgebrochen
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied, was der Gemahl bisher vermied

Behält ein Teil Filet zurück, als festtägliches Bratenstück
Und packt zum Schluß - es geht auf vier - die Reste in Geschenkpapier
Da Dröhnt's Von fern
Wie Silberschellen
Im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so tiefer Nacht im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten
Auf einem Hirsch herangeritten!

Heh, gute Frau, habt ihr noch Sachen, die armen Menschen Freude machen?
Des Försters Haus ist tief verschneit, doch seine Frau steht schon bereit
Die sechs Pakete, heil'ger Mann, es ist alles, was ich geben kann
Die Silberschellen klingen leise
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise
Im Försterhaus die Kerze brennt. Ein Sternlein blinkt
Es ist Advent.