In diesem Haus am Altewiekring 23 an der Ecke der Bergstaße wohnte ich von 1955 bis 1961 (oder war es 1962 oder 1963?). Natürlich hat man dieses Haus seitdem "saniert" und es sieht aussen (wie wohl auch innen) viel besser aus als in den 50er Jahren.
Die Balkons zum Altewiekring raus hat man auch abgenommen. Jedes Jahr bepflanzten wir die Blumenkisten mit Geranien und ich bastelte ein Futter-haus für die Vögel das an der Ecke vom Balkon hing. Und am Silvester-abend zündeten wir sogenannte "Knallfrösche" an und schmissen sie auf nichtsahnende Menschen auf dem Fußweg. Wir wohnten auf der zweiten Etage wo ich die gelben Kreuze anmalte (mir wurde fast schwindlig als ich die Leiter hochstieg).
Der Eckenladen ist jetzt eine Immobilien- und Versicherungsagentur. Als wir dort zuerst einzogen, war da ein Schneider drin und in den Jahren die ich dort wohnte sah ich nie jemand der rein ging oder raus kam. Darum schließ er wohl auch ab und der nächste Mieter war ein Obsthändler der mehr draußen als drinnen handelte denn all seine Obst- und Gemüsekisten waren auf dem Bürgersteig ausgestellt.
Die leeren Kisten gingen dann in den Keller wo ich saß um aus ihnen mit einem Beil Kleinholz zu machen. Dann ein Stückchen Draht um jedes kleine Bündel für welches ich einen Groschen bekam. Er verkaufte sie als Feuerholz für 50 Pfennig.
Der "Hinterhof" hat sich auch verändert: das Küchenfenster ist noch da (noch ein gelbes Kreuz) aber links daneben ist ein größeres Fenster. Früher war das nur ein ganz kleiner Schlitz in der Wand als "Fenster" für die Speisekammer.
Der andere kleine Schlitz auf der rechten Seite war das Klo auf Halb-Etage denn man musste eine halbe Treppe runtergehen um sich zu erleichtern. Ich kann mir kaum vorstellen daß der heutige Bundesbürger zum Klo noch die Treppen runtergeht und so vermute ich daß hinter dieser kleinen Luke jetzt seine Internet-Connection ist.
Was an diesem Bild noch fehlt ist die alte Frau Stache die immer aus ihrem Küchenfenster auf der Parterre hing und mit jedem sprach und über alles Bescheid wusste. Damals hatte jedes Wohnhaus eine Frau Stache. Ich erinnere mich noch daran dass sie Rentnerin war und und ihre "Wiener Schnitzel" waren panierte Kuheuter die sie beim Schlachter billig kaufen konnte. Wir kauften unsere Bockwürste auch noch beim Pferdeschlachter.
Auf der Straße gegenüber ist jetzt eine Fahrschule und ein "Sonnenstudio". Studieren die dort die Sonne oder bekommen sie nur Hautkrebs? Was da damals drin war habe ich vergessen aber die Fahrschule war ein Koffergeschäft das wohl auch bald abreiste denn ich sah niemand der dort je einen Koffer kaufte denn zu den Zeiten gab es wenig Geld zum Reisen.
Der Grünstreifen in der Mitte vom Altewiekring war zu meiner Zeit noch eine weite Fußgängerpromenade mit großen Bäumen an beiden Seiten. Dort spielten wir und im Dezember wurden dort Weihnachtsbäume verkauft. Wir halfen dabei um uns etwas Taschengeld zu verdienen.
Das große rote Backsteingebäude in Richtung Kastanienallee ist eine ehemalige Kaserne die damals eine "Mietkaserne" für die Ärmsten der Armen war. Es war uns verboten dort hineinzugehen. Hinter dieser "Mietkaserne" war eine richtige Kaserne vom Bundesgrenzschutz.
Diese Bildserie wurde von meiner "nicht-so-alten" Freundin Bärbel aufgenommen die sich am 2.5.2010 vor dem Laden des Versicherungs-maklers aufstellte was ihr sicher Spaß machte denn wir gingen ja beide durch die gleiche Lehre um Versicherungskaufleute zu werden.