Wednesday, February 17, 2010

Vom Hauptmann von Köpenick und anderen Dingen

Einer meiner beliebtesten Filme in meiner deutschen Filmsammlung ist "Der Hauptmann von Köpenick" mit Heinz Rühmann, meinem Patenonkel aus meiner Geburtsstadt Stendal.

Heinz Rühmann gab damals in Stendal ein Gastspiel. Rühmann und seine Frau, Herta Feiler, kampierten bei uns mit seinem ganzen Tournee-Stab (Werner Fütterer, Alexa von Poremski, Bruni Löbel) und durch seinen Inspizienten, mit dem wir noch länger in Verbindung standen, bekamen wir aus Berlin einen Tonfilmprojektor (DeBrie) und er versorgte uns danach laufend mit "Leih"-tonfilmen, 16-mm, (Zarah Leander etc. pp). Uns ging es ja damals den Umständen entsprechend recht gut. Wir hatten trotz der schlechten Zeiten keinen Mangel.

Rühmann und sein Ensemble tingelten damals praktisch fürs "tägliche Brot" durch die Provinz und waren sicher froh, irgendwo einen Unterschlupf gefunden zu haben. Bei uns war damals ein "ziemliches Leben in der Bude", denn die waren praktisch bei uns zuhause. Das Theater in Stendal lag ja fast um die Ecke.

Wir wohnten in der Weberstraße # 4 in einem Einzelhaus, das vorher wohl irgendwie zur Stadtgärtnerei oder so ähnlich gehörte. Für damalige Verhältnisse recht komfortabel. Schön war z.B. der lange Gang vom Platz (Namen weiß ich nicht mehr) zum Haus; vor dem Haus war ein großer schattiger Platz mit großen Obstbäumen, wo wir Kinder uns aufhalten konnten und durch einen niedrigen Zaun und eine kleine Tür getrennt war der "Betriebshof", wo aber praktisch Ruhe herrschte. Wir waren dort ganz allein unter uns.

Etwas später zogen wir in die Parkstraße # 15 in eine "Villa" (so nannte man das damals). Das Haus kaufte Vater von einem "Geschäftsfreund" (? Teppichhändler ??), der aus der Sovietischen Besatzungszone abhauen wollte (wie Viele damals und wir später auch) und wohl nach Hannover wollte. Aber Vater wollte nicht mit. Wäre wohl besser gewesen und man hätte manchen späteren Ärger vermieden.

Später dann, als die Situation immer unangenehmer wurde, machten wir uns bei Nacht und Nebel auf nach Berlin.

Danach kam die Berliner Blockade und in dieser Zeit wurden wir mit einem Kohlenflugzeug (Dakota) der Engländer nach Hannover geflogen. Von da aus ging es dann nach Braunschweig d.h. erst nach Helmstedt, weil wohl Voraussetzung war, daß man im Westen Verwandte hatte.

Von da aus ging's nach Braunschweig und wir wohnten dort am Ende des Madamenweges in einem sehr einfachen Schrebergarten. (Köhler hieß der Besitzer; er wohnte in der Nähe vom alten Güterbahnhof). Das Wohnen in der kleinen Gartenlaube für eine Familie mit fünf Kindern war schon eine Qual und alles andere als bequem. Kein Licht, kein fließendes Wasser und ganz weit draußen.

Es war eine richtige "Blechlaube", denn der Gartenpächter hatte diese total mit blanken Alublech ausgekleidete und in den heißen Sommermonaten lief das Kondenswasser einfach so die Wände runter. Dieses Blech isolierte ja fast völlig und der Innenraum war dadurch schwitzig. Es war schon abenteuerlich da zu wohnen. Und erst wenn es regnete! Alles war dreckig, schlammig und rutschig. Der Weg von der Straße zum Garten war ja auch ziemlich lang.

Der Heinz Rühmann hatte uns dort auch besucht. Ihm ging es in der Zwischenzeit schon wieder ganz gut, ganz im Gegenteil zu uns denn Vati hatte keinen Verdienst - er war wohl auch dazu nicht mehr in der Lage. Später irgendwann zogen wir dann zum Cyriaksring # 47.