Monday, May 26, 2025

Ein Loblied der ersten Liebe

 

 

Der Film "Ich denke oft an Piroschka" hatte das Interesse von János Berta an Hódmezövásárhelykutasipuszta erweckt: Hugo Hartung, der Autor des Piroschka-Buches, hatte so gefühlvoll über die Schönheit des Tieflandes und die Gastfreundschaft der ungarischen Menschen geschrieben, dass Berta neugierig wurde. Wie viel war wohl von Hartung übertrieben worden?

Berta beschloss, dorthin zu fahren, um sich persönlich zu überzeugen. Diese abenteuerliche Reise wurde durch viele herzliche, humorvolle Momente unvergesslich. In Hódmezövásárhelykutasipuszta, dem heutigen Székkutas, hat sich ein wahrer "Piroschkatourismus" entwickelt, aber die sachlichen und geistigen Kulturandenken haben ihren ursprünglichen Zustand bewahrt. Vor allem in Erinnerung blieb János Berta die gesprächige Lautlosigkeit der stillen Nacht in der Puszta. Hugo Hartung hatte ihn gelehrt, was das Geheimnis dieses Zaubers ist: im Einfachen das Schöne zu sehen und die wertvollen, volkstümlichen, persönlichen, familiären Bräuche der Ungarn zu respektieren. Daraus wurde dann sein Buch "Auf den Spuren von Piroschka und Hugo Hartung", welches ich noch nie gelesen habe obwohl ich mehrere Male "Ich denke oft an Piroschka" las und auch den Film mehr als mehrere Male gesehen habe.

"Ich denke oft an Piroschka. Oft höre ich ihre Stimme, nachts: "Kérem, Andi! mach Sígnal!" und meine, ihre drollige Stirnlocke an menem Gesicht zu spüren. Aber dann werde ich wach ... Wie es dazu kam - das freilich kann ich nicht in jedem Traum widerholen. Es ist eine zu lange Geschichte. Doch einmal muß sie erzählt werden. Inzwischen hat sich ja so viel geändert da unten in Ungarn. Vielleicht hat Pirsochka selbst wieder eine Piroschka, die heute so alt ist, wie sie damals gewesen ist. Ich darf es jetzt erzählen - alles! Ganz von Anfang an ... So hat es begonnen:"

So begann Hugo Hartung seinen Roman "Ich denke oft an Piroschka", der auch als Hörspiel und Film ein großer internationaler Erfolg wurde. Es ist liebenswürdige, erfreuliche, erheiternde Kunst. Dergleichen ist heute nicht mehr zu erwarten. Aus Anlass seines 65. Geburtstages am 17.9.1967 hat der Autor die Geschichte dieser Begegnung des Studenten mit der jungen Ungarin im Mindener Tageblatt erzählt.

 

 

In 1965 lies auch ich meine "Piroschka" in Deutschland zurücklies als ich nach Australien auswanderte. Von dort schrieb ich ihr ständig während der zwei Pflichtjahre die ich dort als unterstützter Auswanderer verbringen mußte, bis ich Weihnachten 1967 wieder in der alten Heimatstadt stand.

Da wartete kein großes Willkommen auf mich, weder im Elternhaus noch bei meiner "Piroschka", die auf dem Sofa saß neben einem Mann der mir als ihr Verlobter vorgestellt wurde. Ich zog kurz und bündig wieder von Deutschland weg, und nach einem sechsmonatigen Zwischenaufenthalt in Südafrika war ich auch schon wieder in meiner alten "neuen" Heimat Australien. Und natürlich war der Schriftwechsel auch völlig abgebrochen.

Erst zur Beerdigung meines Vaters in 1984 stand ich wieder mal in der alten Heimatstadt. Mehr aus Langeweile als aus Neugier rief ich das Elternhaus meiner alten "Piroschka" an. Nein, sie wohnte nicht mehr dort denn sie war jetzt verheiratet, sagte ihre Mutter die mich gar nicht mehr kannte, und gab mir ihre neue Telefonnummer. Ein einziges Treffen genügte und nach meiner Abreise fing der alte Schriftwechsel wieder an.

Die richtige Piroschka hatte alle Briefe vom Andi aus Wut zerrissen, aber meine "Piroschka" hatte sie alle fein und fleißig aufgehoben, vom ersten Schriftwechsel von 1965 bis 1967 bis zum zweiten von 1984 bis später als sie anbot mir die erste Hälfte und dann auch noch die zweite Hälfte zu schicken, aber dazu kam es dann nicht mehr denn Ende 2022 starb sie.

Wenn die erste Liebe gestorben ist, weiß man daß man alt geworden ist. Ich glaube es ist Zeit mir den Film noch einmal anzuschauen - drücke hier.