Monday, June 15, 2020

Frische Fische fischt Fischers Fritz

 

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Im zerstörten Nachkriegsdeutschland waren nicht nur die Häuser zerstört, sondern auch viele Familien, und so zog ich hin und zurück von meinem Vater und meiner Stiefmutter am Cyriaksring 47 zu meiner Mutter und meinem Stiefvater am Altewiekring 23. Das war eine gute Übung für mein späteres Leben als ewiger Weltenbummler - 15 Länder in 20 Jahren!

Vom Cyriaksring 47 hatte ich ja schon geschrieben. Hier oben ist jetzt ein Foto vom Altewiekring 23 wie er heute aussieht. Die Bergstraße hat jetzt Bäume die es damals gar nicht gab und die offenen Balkone am Haus sind weg und so ist der Gemüseladen der jetzt eine Versicherungsagentur ist (wie angemessen denn von hier ging ich täglich zur Münzstraße wo ich bei der Hamburg-Bremer Feuerversicherung Lehrling war um in drei Jahren ein Versicherungskaufmann zu werden).

 

 

Vor der Lehrzeit kam aber noch die schöne Schulzeit an der Volksschule in der Heinrichstraße, das winterliche Rodeln auf dem Frankschen Feld, das sommerliche Radeln zum Entenfüttern in Riddagshausen, und die vielen Wochenende im Landheim der "Fahrenden Gesellen" zwischen den Wäldern und Spargelfeldern außerhalb der Stadt. Wir waren arm aber reich!

Reich genug um jeden Freitag mit einer alten verbeulten Blechkanne vom Fischladen in der Husarenstraße sechs eingelegte Heringe abzuholen. Als Kinder liefen wir in den Fischladen und riefen "Wieviel kosten die eingelegten Heringe" und hörten uns den Preis an. "Und wieviel kostet die Soße?" Die heftigen Damen in ihren weissen Gummischürzen kannten schon das Spiel und antworteten "Die Soße ist umsonst." Wir riefen zurück "Dann nehmen wir bloß die Soße" und liefen wieder raus.

Und sechzig Jahre später ist der Fischladen immer noch da, obwohl er jetzt Fischfeinkost Groß heißt. Ich schrieb dem (wahrscheinlich jetzt anderen) Besitzer und ein Ulrich Rickmann versicherte mir daß "mit der Soße sind wir immer noch großzügig und das Rezept ist auch noch das gleiche."

 

 

Eingelegte Heringe mit Pellkartoffeln und eine Stulle mit Grebenschmalz und Harzer Käse! Das wäre schon fast die 15.000 Kilometer Flugreise wert denn so etwas gibt es im immer sonnigen Australien überhaupt nicht!