© Archiv Heiko Krause
Das Lebensmittelgeschäft Köhler an der Ecke der Juliusstraße war immer unser Lebensretter denn hier konnten wir anschreiben bis der Geldbrief-träger dem Vater seine nächste monatliche Kriegsrente brachte. Dem gab er dann 50 Pfennig Trinkgeld und der Rest ging gleich zum Lebensmittel-geschäft Köhler wo wir den ganzen Monat auf Pump eingekauft hatten.
Wenn er Glück hatte, blieben dem Vater ein paar Mark übrig für ein Päck-chen HB und eine Pulle "Wolters oder Wolters nicht". Für uns Kinder war das eine normale Sache denn wir wußten gar nicht wie arm wir waren.
Dieses alte Foto schickte mir der Moderator Heiko Krause durch die facebook-Seite "Braunschweig - im Wandel der Zeit". Er hat auch tolle Aufnahmen vom alten Kopfbahnhof - siehe hier - einschließlich dieses alten Elektrokarrens mit dem ich mir meinen ersten Spitznamen verdiente.
Das war irgendwann in den späten 50er Jahren. Als unterernährtes und armes Nachkriegskind schickte mich die Stadt Braunschweig einmal zum "Auffüttern" in ein sogenanntes Erholungsheim auf der Insel Langeoog - natürlich im tiefsten Winter wenn niemand anders dort hin will! - und wir, eine größere Gruppe von mehreren "Unterernährten", standen auf dem Bahnsteig und warteten auf den Zug.
Dann kam dieser Elektrokarren. Der Fahrer kuppelte den Anhänger ab, schob die Kuppelstange des Anhängers hoch, und fuhr weg. Einer der "Unterernährten" wollte den Anhänger wegschieben aber das ging nicht denn die gehobene Kuppelstange hatte automatisch die Bremsen angelegt.
"Das ist synkronisiert," teilte ich ihm mit. Tiefes Schweigen! Dann fragte eine Stimme aus der Gruppe, "Von welcher Schule kommst Du denn?" Obwohl ich ihnen versicherte daß auch ich bloß ein armer Volksschüler war, wurde mein Name für die nächsten vier Wochen "der Synkronisierte".